Was kostet ein Studium?

Wenn Ihr ein Studium beginnt, ist damit meist eine umfassende Veränderung der Lebensumstände verbunden. Ihr zieht vielleicht in eine eigene Wohnung, ein Wohnheim oder eine WG und steht - vermutlich erstmals im Leben - auf eigenen Füßen. Das heißt auch, dass Ihr Euch Gedanken darüber machen müsst, wie Ihr Euer Leben eigentlich finanziell organisieren wollt während der Studienzeit. Dass es ohne Geld nicht funktionieren wird, liegt auf der Hand. Aber wie viel davon braucht man als Student/in?

Wir wollen Euch aufzeigen, für welche Dinge in welchem ungefähren Umfang Kosten anfallen werden. Da reine Durchschnittswerte im Einzelfall wenig helfen, sollen alle relevanten Ausgabeposten detaillierter dargestellt werden. Nach Möglichkeit gehen wir dabei auch auf die Faktoren ein, von denen die Höhe der Kosten abhängt.

Die Daten beruhen größtenteils auf den Ergebnissen der Ende April 2010 veröffentlichten 19. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerkes und haben den Stand 2009. Bei der Sozialerhebung wird meist ein sog. "Normalstudent" betrachtet. Gemeint ist damit ein Student/eine Studentin, der/die nicht bei den Eltern wohnt und sich im Erststudium an einer staatlichen Hochschule befindet. Die Daten beruhen auf Befragungen Tausender von Studierender.

Wohnungskosten (Miete und Nebenkosten)210 - 348 €
Ernährung140 - 163 €
Fahrtkosten (wenn nur Öffentlicher Nah- und Fernverkehr)35 €
Fahrtkosten (wenn nur Auto)140 - 163 €
Kleidung43 - 54 €
Kommunikation (Telefon, Internet, GEZ, Post)35 €
Lernmittel28 - 86 €
Krankenversicherung, Arztkosten und Medikamente 140 - 163 €
Freizeit, Kultur und Sport63 €
Semesterweise auftretende Kosten
(auf Monat umgelegt, z.B. auch Studiengebühren)
8 - 100 €
Mindestkosten insgesamt
(günstigster vs. ungünstigster Durchschnitts-Fall
im Einzelfall kann es also auch noch teurer oder
- sehr selten - günstiger gehen)
562 - 1085 €

Wohnungskosten (Miete und Nebenkosten): 210 - 348 € (je nach Stadt)

Studierende geben im Monat durchschnittlich 281 € fürs Wohnen aus (+5,6% im Vergleich zu 2006). Dies sind 35 % Deines Gesamt-Budgets. Für Studierende mit monatlichen Einnahmen von weniger als 640 € sind es sogar 42 %.

Die Höhe der Miete hängt von vielen Faktoren ab. Wichtigste Faktoren sind die Wohnform als solche und die Stadt, in der man wohnt. Hinzu kommt, dass die Miethöhen auch innerhalb einer Stadt stark variieren können, je nachdem, in welches Viertel man zieht.

WohnformKosten im Durchschnitt 2009 (2006 | 2003) in €
Wohngemeinschaft222 (201 | 181)
Untermiete264 (246 | 232)
Wohnung mit Partner/in302 (292 | 267)
Wohnung allein241 (316 | 300)

Für 54 Städte listet die Sozialerhebung die durchschnittlichen Ausgaben für Miete und Nebenkosten auf. Sortiert nach Höhe der Kosten und Stadtnamen findet Ihr diese Infos gesondert im Artikel Mietkosten in Uni-Städten.

Kurz zusammengefasst: München ist am teuersten (348 €), es folgen Hamburg (345 €), Köln (333 €), Düsseldorf (330 €) und Frankfurt/Main (328 €). Am günstigsten sind Städte in den neuen Ländern, am günstigsten wohnt man (bezogen auf die gelisteten Städte - es gibt vermutlich noch einige günstigere) in Chemnitz (210 €).

Beim BAföG werden übrigens höchstens 218 € (ab Herbst 2010 wahrscheinlich grundsätzlich 223 €) Mietkosten als Bedarf berücksichtigt. Wer teurer wohnt, muss die Mehrbelastung also auf jeden Fall selbst tragen.


Ernährung: 140 - 163 €

Die Höhe der Ernährungskosten ist davon abhängig, wie und wo man sich als Student/in die warmen Mahlzeiten organisiert (Mensa oder selbst kochen), ob man alleine wirtschaftet oder mit anderen gemeinsam und natürlich auch von der Art der Ernährung. Darüber hinaus will geübt sein, die Lebensmitteleinkäufe so zu organisieren, dass möglichst wenig verdirbt. Auch das verursacht nämlich zusätzliche Kosten.

Im Rahmen der Sozialerhebung weisen die Autoren derselben explizit darauf hin, dass die Gefahr einer Fehleinschätzung durch die befragten Studierenden bei den Ernährungskosten sehr groß ist. Offenbar sind eine größere Zahl von Studierenden nicht so gut in der Lage ihren Verbrauch hier realistisch einzuschätzen. Fast drei Viertel der Studierenden gab jedoch 2009 einen Bedarf zwischen 80 und 200 € an, der somit in einem realen Bereich liegen sollte.

Unterschiede gibt es immer noch zwischen alten und neuen Ländern: 163 € werden in den alten Ländern monatlich für Ernährung aufgewendet, 140 € dagegen in den neuen.


Fahrtkosten: 35 € (wenn nur öffentlicher Nah- und Fernverkehr) / 116 € (wenn nur Auto)

Nur 81 % der befragten Studierenden hatten Kosten in diesem Bereich. Das zeigt gleichfalls, dass einige Studierende die Kosten möglicherweise unterschätzen oder "vergessen" (z. B. auch den Anteil für das Semesterticket im Semesterweise zu zahlenden Sozialbeitrag). Wer nicht bei den Eltern wohnt, hat außerdem vermutlich Kosten für Heimfahrten.

Die Unterschiede zwischen Studenten und Studentinnen sind bei Fahrtkosten enorm. 37 % der Studenten leisten sich ein Auto und geben dafür durchschnittlich 116 € im Monat aus. Bei den Studentinnen dagegen haben nur 31 % Ausgaben für ein Auto. Hier liegt die Höhe der Kosten monatlich bei 104 €. 68 % der Studentinnen haben dagegen Ausgaben für öffentliche Verkehrsmittel im Umfang von 40 € im Monat. Die 60 % der Studenten, die solche Ausgaben haben, kommen diesbezüglich auf 36 €.

Insgesamt haben inzwischen nur noch 34 % der Studierenden Ausgaben für ein Auto, 1991 waren es noch 53 % (2006 39 %). Und auch die, die noch eines haben, haben ihre Kosten im Vergleich zu 2006 gesenkt.

Von der Befragung vollkommen unterschlagen wurden übrigens Kosten für ein Fahrrad (in manchen Hochschulstädten eindeutig das bevorzugte Verkehrsmittel). Sie mögen zwar im Schnitt gering sein (wenn man auf ein gebrauchtes Rad ausweicht), aber ein Rad muss erst mal gekauft werden - z. B. auch dann, wenn das bisherige gestohlen wird.

Auch in diesem Punkt wurde also versucht, die Ausgaben zu senken - sofern man selbst darauf Einfluss hat (Auto). Die Studierenden, die auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind, mussten Preissteigerungen in Kauf nehmen, ihre Kosten sind aber natürlich immer noch weit geringer, als es beim Halten eines eigenen Autos wäre. Vielleicht gehen aber auch mehr dazu über, nur noch Rad zu fahren und zu Fuß zu gehen.


Kleidung: 43 - 54 €

Hier liegen die Studentinnen mit 54 € im Monat geringfügig über den Studenten mit 47 €. In den neuen Ländern wird mit 43 € etwas weniger ausgegeben als in den alten, wo der Betrag bei 53 € liegt.

Im Vergleich zu 2006 haben die Studierenden den Posten Kleidung stabil gehalten (je nach betrachteter Gruppe +/- 1 €)


Kommunikation (Telefon, Internet, GEZ, Post): 35 €

Ohne Internetzugang ist ein Leben als Student/in heute nur noch schwer vorstellbar. So gerät man schon in Erklärungsnot, wenn man keine E-Mail-Adresse hat. An den meisten Hochschulen gibt es für die Studierenden PC-/Computer-Pools, die nach Bedarf kostenlos genutzt werden können. Dort kann man sich auch einen E-Mail- Account einrichten lassen. Das Angebot ist notwendig und vielerorts auch sehr gut, aber natürlich ist es noch schöner, wenn man den Internetzugang Zuhause hat, am besten gleich mit einer DSL- Flatrate.

Die Kosten für Telefon (Festnetz oder Handy) und Internet sinken wegen der starken Konkurrenz seit Jahren. Der Posten "Kommunikation" ist daher weiter gesunken, 2006 lag er noch bei 43 €, 2003 sogar bei 49 €.


Lernmittel: 28 - 86 €

Wie hoch die Kosten für Lernmittel ausfallen, ist sehr vom Studienfach abhängig. Studierende der Zahnmedizin geben monatlich im Schnitt 86 € für Lernmittel aus, Studierende des Ingenieurwissenschaften (ohne Architektur, die liegen bei 54 €) und Naturwissenschaften dagegen mit 28 € am wenigsten. Die Gründe für höhere Kosten können darin liegen, dass man z. B. auch die großen teuren Bücher selbst besitzen sollte und es einfach nicht ausreicht, sie sich auszuleihen. Oder es müssen ständig Neuauflagen gekauft werden, weil sich die Inhalte der Bücher stark verändern. Insbesondere bei angehenden Mediziner/innen und Architekt/innen können Materialkosten anfallen, auch wenn "theoretisch" vieles die Hochschulen stellen sollte. Darüber hinaus kann man davon ausgehen, dass die Ausgaben steigen, wenn eine Prüfung - insbesondere die Abschlussprüfung - ansteht.


Krankenversicherung, Arztkosten und Medikamente: 0 - 120 €

Als Studierende/r kann man - sofern man gewisse Voraussetzungen erfüllt - bis zum vollendeten 25. Lebensjahr (evtl. länger) über die Eltern krankenversichert sein. In diesem Fall tendieren die Ausgaben gegen Null.

Für ältere Studierende oder solche, die sich aus anderen Gründen selbst versichern müssen, gibt es - jedenfalls bis zum vollendeten 30. Lebensjahr - in der Kranken- und Pflegeversicherung einen Einheitstarif von insgesamt 63,38 € (Stand 2009). Kann man auch diesen nicht mehr bekommen, steigen die Ausgaben auf mindestens 100 €. Für über 30-Jährige wurden denn auch bei der Sozialerhebung Ausgaben von 120 € für diesen Posten ermittelt.


Freizeit, Kultur und Sport: 63 €

Dieser Ausgabenposten wurde erstmals 2006 abgefragt. In der Sozialerhebung wird dazu noch ausgeführt, dass 10 % der befragten Studierenden dazu keine Angaben machen wollten. Wie auch immer: Ein wenig Geld für die Freizeit muss man schon einplanen - und auch wenn man nur einmal im Jahr einen günstigen Urlaub machen will, muss man ja was dafür zurücklegen.


Semesterweise auftretende Kosten: 8 - ca. 100 € pro Monat

Erstmals wurden in einer Sozialerhebung auch die Studiengebühren gesondert aufgeführt (bei der Sozialerhebung 2006 gab es sie noch nicht). Weiterhin bleiben aber die Semesterbeiträge außen vor. Die Höhe der Kosten, die Semesterweise anfallen, variiert stark zwischen den einzelnen Bundesländern und Hochschulen.

In jedem Fall ist ein Sozialbeitrag (auch Semesterbeitrag genannt) zu bezahlen. Dieser fließt - neben den (leider zunehmend sinkenden) Zuschüssen des jeweiligen Bundeslandes - zu einem Teil dem Studentenwerk zu. Euch kommt dies insofern zugute, als das Studentenwerk mit dieser Grundfinanzierung z. B. das Mensaessen, Studentenwohnheime und Beratungen günstiger anbieten kann. Oft wird über den Sozialbeitrag auch ein Semesterticket finanziert (dieser Anteil ist dann aber in den Fahrtkosten oben enthalten). In fast allen Bundesländern bekommt schließlich die Studierendenvertretung (AStA) einen kleinen Anteil für ihre Arbeit. Ohne Semesterticket liegt der Sozialbeitrag je nach Hochschule normalerweise zwischen ca. 50 und 90 €. Im Monat müssen also zwischen 8,25 und 15 € dafür vorgesehen werden.

In einigen Bundesländern fallen so genannte Verwaltungskostenbeiträge (früher auch als Rückmeldegebühren und Immatrikulationsgebühren bekannt) an. Sie liegen zwischen 40 und 75 € (siehe unsere Studiengebühren-Länderübersicht) - müssen also mit weiteren 8,25 bis 12,50 € monatlich berücksichtigt werden.

Allgemeine Studiengebühren - sofern sie anfallen (siehe auch unsere Länderübersicht) - schlagen mit 500 € je Semester zu Buche, also 83,33 € pro Monat (Achtung: Die Studiengebühren für das jeweilige Semester müssen auf einen Schlag zu Semesterbeginn beglichen werden! Man kann die Bezahlung allerdings auch herausschieben und auf die von den Gebührenerhebenden Ländern angebotenen [verzinslichen] Darlehen für die Studiengebühren zurückgreifen. Studierende aus dem Ausland und Langzeitstudierende sind allerdings oft von diesen Darlehen ausgeschlossen. Nähere Informationen findet Ihr auf den Detailseiten für die Bundesländer, die Ihr über unsere Länderübersicht erreichen könnt.). Höher können die Gebühren noch werden, wenn das Studium lange andauert.


Kosten insgesamt: 562 - 1085 €

Im Vergleich zur letzten Sozialerhebung haben sich die Ergebnisse kaum verändert. Unvermeidliche und von den Studierenden schwer beeinflussbare Erhöhungen in einigen Posten wurden durch Einsparungen an anderer Stelle ausgeglichen.

Am unteren Ende der Mindestkosten befindet Ihr Euch, wenn Ihr kein Auto fahrt, über Eure Eltern krankenversichert seid und keine allgemeinen Studiengebühren anfallen oder die Bezahlung auf einen späteren Zeitpunkt verschoben wird. Zusätzlich wohnt Ihr in einer günstigen Stadt (z.B. Chemnitz) - was sich nicht nur auf die Miete niederschlägt - und studiert ein Fach aus dem Bereich Naturwissenschaften oder Ingenieurwesen.

Zu den teuersten Varianten gehört dagegen ein Zahnmedizin-Studium in den alten Ländern, z. B. in München. Dazu noch ein eigenes Auto, Studiengebühren gleich zahlen, eigene Krankenversicherung und etwas ernährungs- und kleidungsbewusster - schon kann man bei 1029 € liegen und das mit den durchschnittlichen Werten. Ist man über 30, kostet es durch die teurere Krankenversicherung nochmals ca. 56 € mehr.

Entscheidend dürfte z. B. sein, für was für eine Unterkunft Ihr Euch entscheidet. Ein kleines Zimmer im Studentenwohnheim oder in einer WG dürfte die Wohnkosten allein um 50 bis 100 € gegenüber dem Durchschnitt der jeweiligen Stadt senken. In Berlin, Hamburg und München wohnen überdurchschnittlich viele Studierende in einer eigenen Wohnung - das kostet auch dementsprechend (und zieht die in der Erhebung ausgewiesenen Durchschnittskosten hoch). Die Werte von Chemnitz lassen sich aber auch auf diesem Weg sicher nicht erreichen.

Lässt sich ein Auto nicht vermeiden, muss man die Kranken-/Pflegeversicherung selbst zahlen und bestreitet man die allgemeinen Studiengebühren aus dem laufenden Etat, so kommt aber - egal wo - noch einiges dazu und man nähert sich den 1000 € pro Monat an oder überschreitet sie sogar.

Bedenken sollte man auch, dass in all den genannten Punkten noch keine größeren Extra-Ausgaben drin sind. Reisen oder mal eben einen Computer kaufen ist also nur drin, wenn dafür noch extra Geld eingeplant wird.